Heizkosten senken – Schon ein Grad weniger spart bares Geld | Wirtschaft

2022-03-18 03:22:04 By : Ms. Sara Wu

Die Heizkosten und Energiepreise steigen – Zeit, die Thermostate zurückzudrehen. Mit den richtigen Tipps können Sie jeden Monat bares Geld sparen.

Frankfurt - Der Winter kann teuer werden. Fachleute haben steigende Heizkosten von bis zu 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr für Heizöl und 13 Prozent für Erdgas berechnet. Der Grund für die erhöhten Kosten liegt in dem kühleren Wetter, den höheren Energiepreisen, aber auch dem steigenden CO2-Preis.

Letzterer soll die Verbraucherinnen und Verbraucher motivieren, von fossilen auf umweltschützende Energieformen umzusteigen. Die Frankfurter Rundschau zeigt, wo es Sparpotenzial gibt.

Die Unterschiede zwischen dem vergangenen und diesem Jahr sind drastisch. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online hat neben den oben genannten Kosten für Heizöl und Erdgas auch den Kostenanstieg für weitere Heizformen berechnet. Sie sagt voraus, dass Fernwärme neun Prozent, das Heizen mit Wärmepumpe sieben Prozent und Holzpellets drei Prozent teurer werden. Konkret führt der Preisanstieg bei einer 70 Quadratmeter großen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus zum Beispiel zu Mehrkosten von rund 275 Euro beim Heizen mit Öl und 90 Euro bei Erdgas, prognostiziert co2online.

Wer weiter mit fossiler Energie heizt, muss sich nicht nur kurz-, sondern auch langfristig auf steigende CO2-Kosten einstellen. Zu Jahresbeginn legte die Bundesregierung den Preis für die klimaschädlichen Emissionen auf 25 Euro je Tonne fest. In den kommenden vier Jahren wird er schrittweise auf bis zu 55 Euro steigen. Verbraucher:innen können ihre Heizkosten auf der Webseite Heizspiegel.de prüfen lassen.

Das Angebot von co2online, dem Deutschen Mieterbund und dem Verband kommunaler Unternehmen gibt auch Tipps dafür, wie sich Heizkosten senken lassen. Laut Heizspiegel.de liegt das Sparpotenzial in einer durchschnittlichen Wohnung bei 490 Euro pro Jahr.

Programmierbare Thermostate mit Nachtabsenkung verbessern die Effizienz und vermindern den Ausstoß von CO2 um durchschnittlich 430 Kilogramm pro Jahr, heißt es auf Heizspiegel.de. In einem Einfamilienhaus mit 110 Quadratmetern und zwölf Heizkörpern ließen sich jährlich 125 Euro sparen, wenn dafür 15 Jahre alte Thermostatventile ausgetauscht werden. Heizkörper zu entlüften führt ebenfalls zu ökonomischerem Heizen. In einer Mietwohnung könne diese Maßnahme die Heizkosten um bis zu 30 Euro senken, heißt es.

Auch eine Absenkung der Raumtemperatur um nur ein Grad zahlt sich aus. „Sie können dadurch bis zu 260 Kilogramm CO2 im Jahr vermeiden“, heißt es auf der Webseite. In einem 110 Quadratmeter großen Einfamilienhaus mit Gasheizung könnten pro Jahr rund 75 Euro gespart werden, wenn die Temperatur um ein Grad niedriger ist.

Fachleute raten ohnehin, die Wohnung nicht zu überheizen. So empfiehlt beispielsweise die Initiative Wärme+ tagsüber nur rund 20 Grad in den Wohnräumen. Das Umweltbundesamt rät für die Küche zu 18 Grad, im Schlafzimmer zu 17 Grad. Andere Tipps auf Heizspiegel.de betreffen zum Beispiel das Lüften und die Abdichtung von Fenstern.

Wer mit Gas heizt, könnte versuchen, mithilfe eines Gasanbieterwechsels Geld zu sparen. Vergleichsportale helfen, sich einen Überblick über den Markt zu verschaffen. Die Tarifportale bieten oft an, den Wechsel für die Kund:innen durchzuführen. Dafür erhält das Vergleichsportal eine Provision. Wenn die Kündigungsfrist knapp ist, sollte man besser selbst kündigen, rät die Verbraucherzentrale.

Der Abschluss eines neuen Vertrags am Telefon ist nicht wirksam. Erhalten Verbraucher:innen von Energielieferanten im Rahmen einer Telefonwerbung einen Anruf, können sie über die Vertragskonditionen sprechen. Ein Vertrag kommt dabei aber nicht zustande, so die Verbraucherzentrale. Der Vertrag muss stets in Textform abgeschlossen werden, zum Beispiel als E-Mail, Brief oder Fax. Auch die Kündigung des laufenden Vertrags bedarf der Textform.

Übrigens kann es bei einem solchen Wechsel nicht passieren, dass Verbraucherinnen und Verbraucher plötzlich ohne Gas dastehen. Der Energiebezug ist in Deutschland gesetzlich geregelt. „Im Zweifelsfall werden Sie vom sogenannten Grundversorger in Ihrem Ort beliefert“, heißt es auf der Webseite.

Wer jetzt noch Heizöl kaufen muss, wird den Preisanstieg spüren. Heizöllieferanten nehmen zudem bei kleinen Bestellmengen bis 1500 Liter oft einen Aufpreis. Der sei aber geringer, als man annimmt, sagt Louis Stahl vom Bund der Energieverbraucher. Wer auf zukünftig sinkende Preise setzt, kann eine Betankung auf zwei Bestellungen aufteilen. Das kostet im Schnitt 50 bis 80 Euro mehr.

Vor Beginn der Heizöllieferung empfiehlt Experte Stahl, einen Blick auf den geeichten Mengenzähler am Tankwagen zu werfen. Während des Tankvorgangs sollten im Schauglas keine Luftblasen zu sehen sein. Zudem sollten Kundinnen und Kunden darauf achten, dass die gemessene Menge am Ende mit der Menge auf dem ausgehändigten Lieferschein übereinstimmt. Damit kann Streit im Nachgang vermieden werden.

Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums arbeiten rund zwei Drittel der deutschen Heizungsanlagen ineffizient. Sie seien im Schnitt 18 Jahre alt, etwa ein Drittel stamme aus der Zeit vor 1995, heißt es bei der Kampagne „Deutschland macht’s effizient“ des Ministeriums. Wer modernisieren will, muss nicht gleich die ganze Anlage austauschen. Nach Informationen der Kampagne können mithilfe einer neuen Hocheffizienzpumpe bis zu 80 Prozent des Stromverbrauchs eingespart werden.

Langfristig lohnt sich aber der Ersatz der alten Heizung. Die Umrüstung auf energieeffiziente Heizungsanlagen in Wohngebäuden wird staatlich gefördert: Zum 1. Juli 2021 ist die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bei der KFW gestartet. Bis zu 40 Prozent der Kosten werden zum Beispiel beim Einbau einer emissionsarmen Flüssiggas-Heizung vom Staat übernommen, informiert der Deutsche Verband Flüssiggas.

Viele Haus- und Wohnungseigentümer:innen haben das erste Halbjahr 2021 bereits genutzt, um die Modernisierung alter Heizungen voranzutreiben. Von Januar bis Juni 2021 wurde für mehr als 150 000 effiziente Wärmeerzeuger eine Förderung beantragt, berichtet Torsten Safarik, Präsident des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). (Mechthild Henneke)

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